14. Dezember 2011

Angst und Amok

Deutsch: Ansichten von Lüttich, Belgien. Engli...Image via Wikipedia
Lüttich, Schauplatz des Amoklaufs
Angeblich brachte Angst vor einer Inhaftierung Nordine A. dazu, sich statt zur Polizeidienststelle in Richtung Weihnachtsmarkt zu begeben und drei Handgranaten in die Menschenmenge zu werfen. Gleichzeitig benutzte er eine Schusswaffe. Vier Menschen kamen ums Leben, 120 wurden verletzt. Nordine A. starb auch, entweder durch seine Waffe, oder beim Zünden einer Handgranate. Genaues weiß man noch nicht.
Gleichzeitig wurde in Essen eine Schule auf Grund einer Anschlagsdrohung vorsichtshalber geschlossen.
Auf Twitter fragt user PiSoPH:

Wieso laufen heute 2 Menschen #Amok?! Gibts etwa keine anderen Auswege?! #Lüttich #Florenz
By PiSoPh at 12/13/2011 20:35

Vorgeworfen wurden Ondine angeblich verschiedene sexuelle Delikte. Er sollte auf dem Polizeirevier vernommen werden. Angst, wieder eingesperrt zu werden, hatte den Amoklauf zur Folge. Soweit die heutigen Meldungen, und gleichzeitig so schwer verständlich.


arminfischer_de: t-online.de news: Lüttich-Amoklauf: Angst vor Haft als Motiv?: Lüttich (dpa) - Angst vor dem Ge... http://t.co/dlAJgJRL
By Happyblondie85 at 12/14/2011 17:05

Angst ist eine der stärksten Emotionen, die wir haben. Sie ist grundlegender, schneller und bedeutsamer als unsere Verstandeslogik. Sie sitzt im limbischen System und damit im Fundament unseres inneren Zuhauses - viel tiefer als der Verstand in seiner luftigen Penthauswohnung auf dem Dach. Treten beide gegeneinander an, verliert der Verstand in der Regel zuerst. Erst in der vierten, fünften Runde zeigt er sein Können. Davor beherrscht eindeutig die Emotion den Kampfplatz des Geschehens.
Unser entwicklungsgeschichtliches Erbe hat uns drei Konfliktstrategien mitgegeben:
Abhauen, draufhauen, sich totstellen.
Alle drei sind hervorragend effektiv. Und sie sind mit Schuld, dass unsere Vorfahren überlebt und die Menschheit es bis in unser Jahrhundert geschafft hat. Aber sie sind ausgebildet für Bedingungen in der Wildnis.
Fressen oder gefressen werden, leben oder tot, der Ober sticht den Unter. 
Das waren die Entstehungsbedingungen, angefangen von der Zeit, als man sich noch mit dem Säbelzahntiger und Mammuth Grund und Boden teilte, als Ötzi aus dem Hinterhalt ermordert wurde und die Borgias den nächsten Giftbecher mischten. Immer ging es darum, den Gegner entweder zu vernichten (draufhauen) oder schnellstmöglich das Weite zu suchen (abhauen) ... oder den Feind zu überlisten (sich tot stellen).

Aber in einer Gesellschaft, die überwiegend durch Verwaltung und Bürokratie gesteuert wird, wären andere Fähigkeiten sinnvoll. Vielleicht so etwas wie Nervenstärke und das Gespür, wie denn ein Antrag abgefasst und zur richtigen Zeit wie positioniert wird, dass er Erfolg hat. Nur ist so etwas leider nicht in unserem Stammhirn einprogramiert. Draufhauen, abhauen, sich totstellen aber schon.

Der Amoklauf in Lüttich zeigt weider eines: Was wir Kultur, Verstand oder Logik nennen, ist nur eine äußerst dünne Lackschicht. Unter diesem erstreckt sich das weite Feld dessen, was wir nicht bewusst steuern, sondern das seine eigenen Entscheidungen trifft, nach eigenen Regeln und Gesetzen, und uns zu Dingen drängt, die oft unverständlich sind. Wir tun gut daran, dies anzuerkennen und uns frühzeitig damit auseinander zu setzen. Nur so besteht die Chance, dass unsere Entscheidungsfreiheit erhalten können und wir der Macht, die in in uns ist, nicht folgen müssen. Nur dann haben wir nämlich eine Alternative.

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