9. Januar 2016

Warum ich nicht über Köln schreibe

Das neue Jahr hat mit einen medialen Paukenschlag angefangen: Köln und die sexuellen Übergriffe in der Sylvesternacht. So viel wie jeder schreibt, so berechenbar ist alles, was passiert. Ich glaube nicht, dass es um die Betroffenen geht. Deshalb halte ich mich raus.

Immer, wenn kriminelle Handlungen in einem Stil passieren, der anscheinend neu für die mediale Landschaft ist, gibt es en Rauschen im digitalen und analogen Blätterwald. Diesmal waren die die massenhaften Übergriffe am Kölner Hauptbahnhof an Sylvester.



Um was geht es? Die Muster der Reaktionen sind immer gleich.
  • Phase 1: Schimpfen und Empören.
  • Phase 2: ein paar Betroffene werden zitiert, meist sind die Zitate, dass sie Aufgelöstheit und Entsetzen wiedergeben
  • Phase 3: Die Reaktionen verlaufen nach den Interessen der jeweiligen Gruppierungen.
  • Phase 4: Irgend etwas wird gemacht, danach interessiert es niemanden mehr.

Phase 1 lässt sich noch nachvollziehen, wenngleich zumindest in meiner Region die Diskussionen sich im Gegensatz zu den Medien sehr begrenzen lassen. Die Empörung findet wohl eher im Netz statt als im Leben

Phase 2: emotionale Berichterstattung ist im Vordergrund, Sachinfos sind demgegenüber weniger vorhanden. Meist liegt es daran, dass es diese bis dato noch wenig gibt. Aber trotzdem muss bereichtet werden. Diese Phase ist auch gekennzeichnet durch viel Spekulation.

Phase 3: Jetzt wird je nach Interessensgruppierung Unterschiedliches gefordert:
- mehr Überwachung
- schärfere Gesetze
- mehr gender-mainstreaming-Forschung
- mehr Polizei
- andere Erziehung von Jungs
- verstärkt Prävention im Schulunterricht behandeln
- verschärfte Abschiebemassnahmen
- ...

Das wenigte davon hat mit den konkreten Menschen zu tun, an denen die Übergriffe begangen wurden.

Phase 4: Irgendetwas, das jetzt leichter durchzusetzen ist, und was nicht viel Aufwand braucht, wird verabschiedet. Vielleicht mehr Videokameras. Ein tieferes Nachdenken bleibt in der Gesellschaft eher aus. Ein paar Wochen später macht ein anderes Thema Schlagzeilen.

Dieser Ablauf der Phasen sind öfters zu beobachten. Die Griechenlandkrise lief so ab, die Immobilienkrise, die Eurokrise, die Korruptionsskandale im Fussball, bei der Deutschen Bank etc. zeigen ebenfalls solche Muster.

Und so wird es auch beim nächsten Skandal sein. Mahatma Gandhi soll einmal gesagt haben:
Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.
"Und die Opfer?", könnte man jetzt fragen. Ich weiss nicht. Ich bin Therapeut. Ich arbeite u.a. auch mit Menschen, die gewaltsame Übergriffe erfahren haben. Therapeuten können das. Nicht alle, aber doch so einige. Wie es in Köln aussieht, weiss ich nicht. Ich vermute aber, dass darüber nichts berichtet wird

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