15. Dezember 2013

Der systemische Ansatz und welchen Vorteil Sie dadurch haben

Akteur-beobachter-ansatz
Akteur-Beobachter-Ansatz (Photo credit: Wikipedia)

Der systemische Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass man sich nicht auf einen Problemträger konzentriert, sondern ein ganzes System in den Blick nimmt.
Der Einzelne wird nur soweit betrachtet, wie er als Element auf das System wirkt und wie er dessen Wirkungsfeld selber ausgesetzt ist.
So berücksichtigt die systemische Beratung und Therapie, dass die Problematik, die sich am Individuum zeigt, nicht dessen eigene sein muss.

Als Folge wird niemand irgendwie als krank, blöd oder psychisch gestört angesehen. Es zeigt sich statt dessen ...

... am Einzelnen nur eine Störung im Gesamtsystem. Umgekehrt ist der Erfolg eines Individuums zugleich der Fort­schritt eines lebendigen, lernenden Systems. Pathologisierungen, Schubladendenken, Etikettenzuteilungen sind beim systemischen Ansatz nicht gefragt.

systemisch und systematisch

Häufig wird das Wort systemisch mit systematisch verwechselt.
  • Von „systematisch“ sprechen wir immer dann, wenn wir einem System folgen, nach einem System vorgehen, wenn wir also planmäßig und konsequent vorgehen.
    Beispiele: "Sie haben die Wohnung systematisch durch­sucht"; "sie haben ihn systema­tisch fertiggemacht".

    Das Wort systematisch benutzen wir auch, wenn etwas ein System betrifft oder einem bestimmten System ent­spricht.
    Beispiele: Ein systematischer Katalog; Tierarten, die einander systematisch nahe stehen.
     
  • Von einer „systemischen“ Betrachtungs­weise sprechen wir dann, wenn wir die Dinge als System betrachten, wenn wir also einzelne Teile im Zusammenhang mit dem größeren Ganzen sehen, dem sie angehören, und die Ursachen für Probleme nicht bei den Teilen, sondern im Zustand des Systems erkennen.
    Beispiele: systemische Beratung, systemische Therapie, systemische Aufstellung, systemische Inszenierung

systemisch und analytisch

Beim systemischen Vorgehen werden die Beziehungen zwi­schen den Mitgliedern eines sozialen Sy­stems (Familie, Gruppe, Team) ge­klärt, Konflikte bereinigt, Verstrickungen gelöst.

Beim analytischen Vorgehen wird das Verhalten des Einzel­nen analysiert, sein Defizit wird entdeckt (Irrtum, Anma­ßung, Größenwahn, falsch gespielte Rolle), ebenso seine Stärken (Talente, Kompe­ten­zen, Entwicklungs­chancen).
So bekommt der Einzelne die Gelegen­heit, zu lernen, zu erkennen, an seiner Selbstdar­stellung zu arbeiten oder ein neues Verhalten einzuüben. Aber die systemi­schen Kräfte, die ihn in eine Rolle oder zu einem Verhalten bringen, werden hier außer Acht gelassen.

Der systemische Ansatz dagegen ist ein Ansatz der Wechselwirkungen. Hier wird niemand analysiert, sondern die Art und Weise betrachtet, wie er mit anderen Subsystemen oder mit dem gesamten System Kontakt hat. Veränderungen werden angeregt, indem man ermuntert wird, diese Kontakte anders zu gestalten. Einfach indem man bisherige Muster verändert, alternative Wege zu geht und damit durch die entstehenden Wirkungen das Gesamtsystem anders gestaltet. 

systemisches Denken

Systemisches Denken bedeutet, zu erkennen, welche Spielregeln gerade herrschen und sich klug in diesen so zu bewegen, dass Veränderung passiert ohne gleichzeitig große Reibungsverluste zu produzieren.

Das bedeutet, sich lösen von verbreiteten Denkmustern wie
–     richtig und falsch
–     gut und böse
–     unschuldig und schuldig

und hin zu dem, was sich wirklich konkret jeweils abspielt.

Die Haltung des Systemikers

Es ist die eines modernen Ethnologen, der sein Wissensgebiet weder nach moralischen Grundsätzen noch nach political correctness noch nach bürgerlichen Vorstellungen beurteilt. Ihn treibt die Neugier und der Wunsch, zu erkennen, wie etwas zu Stande kommt, wozu es existiert und wie es sich entwickelt.

Für ihn ist vieles nicht selbstverständlich, was die Betroffenen oft als gegeben hinnehmen. Dadurch, dass sie nun mit einem "Forscher" reden, müssen sie davon vieles durchdenken und bewusst formulieren. So entstehen Veränderungsprozesse.

Das systemische Denken führt dazu, dass wir mehr in wechsel­seitiger Verbundenheit denken und handeln und größere Zusammenhänge sehen statt einer Ansammlung einzelner Teile. Hier trifft es sich übrigens mit asiatischen Denkweisen.

Wenn Probleme auftauchen, in der Familie oder der Organisation, wird ein Systemdenker erkennen, dass diese Probleme aus sturkturellen Mustern resultieren und nicht aus individuellen Fehlern oder bösen Absichten. Die Forscherperspektive nimmt viel Druck aus der Situation. Für alle Beteiligten.
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