9. Mai 2012

745000 Euro bekommen - fürs Nichtstun

Menden im Sauerland - Geld fürs Nichtstun
So betitelt die Wirtschaftswoche einen ihrer Artikel. Ein Angestellter der sauerländischen Kleinstadt Menden bedankt sich zu seinem Ausstand dafür, 14 Jahre lang fürs Nichtstun bezahlt worden zu sein.
Wow, warum passiert mir das nie? Irgendwas muss ich falsch gemacht haben, denn ich muss für mein Geld ziemlich was tun. Aber worum gehts?


Die Fakten sind schnell erzählt: Der Betroffene schreibt, ihm seien systematisch alle Aufgaben entzogen worden. Die Rede ist von "Parallelstrukturen" und einer neu geschaffen Stelle von Seiten der Stadt, anscheinend nur, damit er keine Arbeit mehr hat. „Seit 1998 war ich nur anwesend, aber nicht da“, wird er zitiert. Und weiter: „So gehe ich also bestens vorbereitet in den Ruhestand."

Ok, der Bürgermeister regt sich jetzt auf, bezeichnet den Charakter des entsprechenden Mitarbeiters als "sehr bedenklich" und überhaupt ... er als Bürgermeister wusste ja von gar nichts. Genau so wenig wie der Personalrat, die Vorgesetzen des Betroffenen, noch sonst irgend wer.

Jetzt kenne ich die Sache nicht persönlich, noch kenne ich die damit befassten Personen, noch kenne ich die Stadt Menden. Ich frag mich nur: wenn niemand irgendwas gewusst hat, was sind denn das für Parallelstrukturen und was ist das für eine neue Stelle und wozu wurden die dann geschaffen? Wenn niemand etwas weiß, wer hat da dann wem systematisch die Arbeit entzogen? Das geschieht ja nicht, während man schlafwandelt. Aber wie gesagt, ich kenne die Beteiligten im Rathaus Menden nicht.

Ich frage mich auch, was sind das für Vorgesetzte, die 14 Jahre nicht merken, dass ein Mitarbeiter keine Arbeit hat? Wie geht das überhaupt? Schließlich sollte der Mitarbeiter doch eine Leistung liefern, die für irgendetwas benötigt wird. Und wenn diese dann ausbleibt, muss es doch auffallen?

Jemandem systematisch die Arbeit zu entziehen, ist eine weit verbreitete Mobbingstrategie. Das Ziel dabei ist, jemanden durch Unterforderung und Nichtbeachtung so zu zermürben, dass er freiwillig kündigt. Keine Ahnung, ob diese Vorfälle in der Stadt Menden zum Bereich Mobbing gehören. Sie gehören aber auf jeden Fall in den Bereich "schlechte Führung" und "Unternehmensschädigung".

Die Vorgesetzten des Unternehmens - hier die Stadt - haben zugelassen, dass 745 000 Euro bezahlt wurden ohne Gegenleistung!
Plus - nehmen wir mal an, es existieren diese Parallelsturkturen, dann wurde, falls die neue Stelle ein Äquivalent sein sollte - sogar doppelt bezahlt. Damit sind wir über eine Million Kosten für die Stadt, bloss weil die Vorgesetzten ... ja was? Geschlafen haben? Weggeschaut haben? 14 Jahre lang nichts getan und gewusst haben?
Was zum Teufel sind das für Leute dort? Welches Unternehmen am Markt kann sich so etwas leisten?

Mich packt bei solchen Ereignissen einfach nur das blanke Unverständnis. Wenn ich dort etwas zu sagen hätte, ich glaube ich würde für ein Gesetz plädieren, in dem der Steuerzahler für solches Führungsverhalten eine Haftungsklage erheben könnte. Vielleicht könnte der Bürgermeister bei mir den Rasen mähen, um das Geld abzuarbeiten? Nun, ich habe in der Stadt Menden nichts zu sagen und das wird auch so bleiben.
Aber ich frag mich schon: Wie viel Verschwendung durch Führungsinkompetenz verträgt denn dieses Land? Wir - und hier speziell Menden - müssen wirklich sehr sehr reich sein, dass wir solche Zustände jahrelang finanzieren können. Ironie Ende!

Quelle
Artikel der Wirtschaftswoche

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