29. April 2012

Vom Glück (un-)verheiratet zu sein

Der irischer Autor Sir Richard Stelle sagte einmal:
"Verheiratet sein ist die umfassendste Vorstellung von Himmel und Hölle, die wir uns in diesem Leben überhaupt nur machen können"
Trotz dieser ambivalenten Doppelbödigkeit - die Ehe hat sich erhalten und ist als gesetzlich verankerte Institution ziemlich stabil. Allerdings muss man sagen, dass etwas anderes ebenso stabil sich etabliert hat: Viele leben ohne Trauschein zusammen. Welcher Lebensentwurf macht glücklicher? Eine neue Untersuchung gibt Antworten!

Ohne Trauschein zusammen zu leben macht glücklich - sogar etwas mehr als eine Heirat. Soweit die Aussage der US-Forscher Kelly Musick von der Cornell University in Ithaca (US-Staat New York) und Larry Bumpass von der University of Wisconsin-Madison im Journal of Marriage and Family.
Ob Menschen nun heirateten oder "nur" mit dem Lebenspartner zusammenzogen, zu diesem Zeitpunkt ging es ihnen prima. Besser als den Singles. Und eine weitere Gemeinsamkeit gibt es: der Kontakt zu Freunden und Eltern wurde weniger, man konzentrierte sich mehr auf sich.

So wie es also aussieht, gibt es zwischen Ehe und "wilder Ehe" nicht viele Unterschiede. Das ist nicht verwunderlich. Zumindest wenn man aus Liebe heiratet. Wo sollen auch die Unterschiede groß herkommen, wenn sowohl Ehe als auch "wilde Ehe" die Liebe als Fundament hat?

Ein paar Nuancen gibt es dennoch, die aber nicht von der Lebensform her rühren. Zum Beispiel hat die Ehe eindeutig gesundheitliche Vorteile, da hier die Möglichkeit einer gemeinsamen Krankenversicherung besteht. Die Folge ist weniger finanzielle Belastung und damit weniger Stress für das Paar. Dafür aber fühlen sich unverheiratete Paare selbstbestimmter, flexibler und in ihrer Persönlichkeit mehr gestärkt als Verheiratete.

Es ist also ein bisschen wie in dem alten Kalauer über die Männer, der lautet:
Verheiratete Männer leben länger, sind aber eher bereit zu sterben.
Aber noch eine Gemeinsamkeit scheint es zu geben: Die Hochstimmung der Paare hält nicht an. Nach der "Flitterwochenphase einer Beziehung" gleicht sich die gefühlte Lebensqualität der Verheirateten die der Singles wieder an. Ebenso die der Paare ohne Trauschein.

Was heißt das? Es bedeutet, dass es ein fundamentaler Irrtum unserer Gesellschaft ist, zu glauben, wenn ich verheiratet bin, wenn ich diesen Partner oder jene Partnerin habe, dann werde ich glücklich sein, dann bin ich am Ziel, dann ist es gut, dann hat mein Leben einen Sinn.

Relistisch betrachtet haben Glück und Partnerschaft wenig miteinander zu tun. Vielmehr ist es so, wie ein buddhistischer Mönch es einmal formulierte: "Wenn du heiratest, tauscht du die Sorgen eines Alleinlebenden mit den Sorgen eines Verheiratete. Wenn du wieder Single bist, tauscht du die Sorgen eines Verheirateten gegen die Sorgen eines Singles." Und - und das gefällt mir an buddhistischen Mönchen so, weil sie die eigene Lebensform nicht absolut nehmen - er fügte hinzu: "Wenn du ein Mönch wirst, tauscht du die Sorgen eines Alltagslebens gegen die Sorgen eines Mönchslebens."

Unser Glück hängt nicht davon ab, ob wir verheiratet, in Beziehung leben, single oder zölibatär leben. Entscheidender ist, was wir aus der jeweiligen Lebensform machen.
Für unser Glück ist das "Wie" wichtiger als das "Was". Der Unterschied zwischen dem "Wie" und dem "Was" ist fundamental: Das "Was" ist manchmal möglich, manchmal aber liegt es außerhalb unserer Reichweite. Das "Wie" dagegen steht  immer in unserer Verfügungsgewalt. Es gibt immer die Möglichkeit, sich so oder so zu verhalten. Sogar, wenn man Ziele (also das "Was") nicht erreicht werden können, ist die Situation immer noch gestaltbar. Wenn es nicht so wäre, müssten sämtliche Querschnittsgelähmte in einem Meer der Verzweiflung ertrinken. Tun sie aber nicht. Ich kenne einige Beispiele und Sie vielleicht auch. Diese Menschen sind der lebendige Beweis, dass sich bestimmte Umstände nicht ändern lassen und man trotzdem glücklich sein kann.

Glück ist also möglich, sobald man eine bestimmte Hoffnung aufgibt: Die Hoffnung, dass irgendetwas - oder auch irgendwer - einen glücklich machen kann. Hält man an dieser Hoffnung fest, findet man sich bald in einem Krieg um die nächste Ressource wieder, von der man hofft, dass sie einem das Ersehnte bringt. Nur - durch Krieg wird nichts besser.
"Krieg ist zuerst die Hoffnung, daß es einem besser gehen wird, hierauf die Erwartung, daß es dem anderen schlechter gehen wird, dann die Genugtuung, daß es dem anderen auch nicht besser geht, und schließlich die Überraschung, daß es beiden schlechter geht." (Karl Kraus)
Wenn Sie den Krieg also in Ihr Herz lassen, werden Sie unglücklich. Sobld Sie Ihr Glück davon abhängig machen, etwas Bestimmtes haben zu wollen - und es ist völlig egal, ob das ein neues Haus, ein eigenes Kind, ein Ehepartner oder der Lottogewinn ist -  es wird Ihnen Ihr Glück nicht bringen. Hat es nie, wird es nie! Niemand, auch nicht ihr Ehepartner, ist zuständig dafür, dass Sie glücklich werden.

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