18. März 2012

Mythos Teamarbeit

Teamwork - was ist wirklich dran?
"Teamarbeit ist, wenn ein Unternehmen Leute in einem Raum zusammenruft und jemand sagt: <<Jetzt seid ihr ein Team und habt die und die Aufgabe zu lösen.>> Dann geht er aus dem Raum, hängt an die Tür ein Schild mit der Aufschrift "Team" und das wars. Die da drinnen können dann wie die Affen heraumrasen, es interessiert niemand."
Ein sehr einprägsames Bild, wie ich finde. Der Mann, der es mir erzählte, arbeitet seit Jahren in einer ziemlich großen Firma. Trotz solcher Erfahrungen gilt: Teamarbeit ist gut. Aber der Teufel sitzt wie immer im Detail. Oder wie ich sagen würde: In der Realität. Und die sieht so aus:

In Realität sind Teams in der Minderheit. Das heißt nicht, dass es nicht Zusammenarbeit gibt. Es gibt sogar ziemlich viel davon. Aber nur eine Minderheit davon ist eben echte Teamarbeit.

Eine große Mehrheit ist das Soziales-Image-Team:
Hier trifft man sich in der Gruppe, spricht ab, was zu tun ist, verteilt Aufgaben, gibt sich feedback und dann wird jeder aktiv - in seinem jeweiligen Bereich.
Zuweilen werden Untergruppen gebildet, aber letztendlich geschieht das, was erarbeitet wird, im Alleingang. Wenn jemand ausfällt oder wenn der Kollege noch Kapazitäten frei hat, unterstützt man sich, das bedeutet dann für Einzelne Mehrarbeit, die Grundstruktur aber bleibt: Jeder arbeitet in seinem Bereich, von Zeit zu Zeit kommt man zusammen und spricht sich ab.
Dieses Arbeiten kennzeichnet funktionale Arbeitsgruppen und ist auch nichts weiter als das. Es genügt meistens und es ist nichts Schlechtes daran. Warum dann aber jemand das Schild "team" draußen an die Tür hängt ... in der Regel dient das keinen fachlichen Zweck. Damit poliert man einfach das Image etwas auf. Wieso auch immer der Schildaufhänger glaubt, das tun zu müssen. Daher der Begriff "Soziales-Image-Team".

Oftmals entstehen aus solcher "Türschildern" Probleme. Gerade im sozialen Bereich, wo diese Arbeitsform weit verbreitet ist, aber das "politisch korrekte" Selbstbild lautet, dass man eben "ein Team zu sein hat", auch wenn man es gar nicht ist. Wer dann plötzlich sich realitätskonform verhält - und damit egen die offizielle Doktrin verstößt, der gilt schnell als Spielverderber nicht mehr als Teil der Gemeinschaft. Dass Mobbing gerade bevorzugt im Sozialbereich vorkommt, hat genau darin einen Grund.

Pflichterfüllung als Modell für Zusammenarbeit
Jeder sieht, dass etwas zu tun ist. Das geschieht auch - bei jedem in dessen eigenen Bereich. Der Unterschied zur funktionellen Arbeitsgruppe ist, dass dabei Kooperation vermieden wird.
Stattd dessen entwickelt jeder eigene Pläne und Initiativen, um das vorgesetzte Ziel zu erreichen. Muss zum Beispiel ein Unternehmen die Belegschaft um soundsoviel Prozent reduzieren, so wird bei dieser Arbeitsweise jeder Abteilungsleiter die Vorgabe ohne große Diskussion akzeptieren und in seinem Bereich mit eigenen Wegen umsetzen, um dann wieder die entsprechenden Zahlen nach oben zu melden. Es läuft nach dem Motto "geteilter Schmerz" ist halber Schmerz und "wenn es allen gleich weh tut, ist es gerecht". Eventuell hätte es bessere Wege gegeben, aber niemand fragt so richtig nachhaltigdanach. Es wird einfach befolgt und umgesetzt.

Viele, die so arbeiten, bezeichnen sich selbst als "Pragmatiker". In einem haben sie Recht: Einem Pragmatiker geht es überwiegend ums praktikable Umsetzen. Der Preis dafür ist: ein geringere Denkleistung weil engerer Denkhorizont und eine geringere emotionale Kompetenz. Die ist nämlich beim Befolgen und Machen auch nicht nötig.

Bei einer echten Teamleistung dagegen 
hätten sich die Führungspersonen zusammengesetzt und gecheckt, wo es möglich ist, die Mitarbeiterzahl um mehr als die vorgegebenen Prozent zu reduzieren - um dann in anderen wichtigen Bereichen mehr Mitarbeiter einsetzen zu können. Auch Möglichkeiten, Ähnliches zu bündeln anstatt nach Gießkannenprinzip zu streichen, würden durchgespielt werden. Oder Ressourcen sind neu zu verteilen. Oder Kompetenzen enger zu verzahnen. Oder neue Ideen zu entwickeln, die sich schnell testen und bei Bedarf schnell erweitern lassen.  Oder ... Es gibt viele Möglichkeit und Wege, das Ziel zu erreichen. Und genau da liegt die Stärke von Teams. Alle anderen bleiben dahinter zurück!


TeamWork overcomes impossibilities, Individualism sometimes creates them!
By De_Engineer at 03/10/2012 16:56 (twitter)


Dazu benötigt man aber etwas, was jeder behauptet zu haben, in der Realität aber schwierig ist: Echte Sozialkompetenz. Denn man muss sich ehrlich auf schwierige und emotionale Diskussionen über Strategien einlassen ohne sie als Gedöhns oder reines Mittel zum Zweck abzuqualifizieren.

Zugleich unabdingbar ist die Bereitschaft, auf ungewohnte neue Weise zu kooperieren und eigenes Verhalten zu modifizieren. Eventuell in einer Weise, die wenig einfach ist.

Und es vor allem: man muss bereit sein, eigene individulle Ziel hintan zu stellen - zu Gunsten des gemeinsamen besseren Ergebnisse, anstatt sein Revier zu bewahren und man bekommt aber auch dafür Angemessenes zurück vom Team.


jobs that require teamwork are THEE worst.
By ThatGirlIsPoisn at 03/10/2012 17:02 (twitter)

Deswegen finden die meisten es einfacher, auf die herkömmliche Weise weiter zu machen - mit dem Preis, dass eben keinen besseren Output gibt. Dann genügt es, so zu tun, wie es mein Gast anfangs geschildert hat.

Aber so etwas ist kein Naturgesetz. Es bedarf eigentlich nur eines: die bewusste Entscheidung, über sein eigenes Bisheriges hinauszugehen. Dann können durch Teams herausragende Ergebnsse erreicht werden.

Auf Twitter:


"Talent wins games, but teamwork and intelligence wins championships." -Michael Jordan
By CoachLewis2020 at 03/10/2012 17:04



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